P. Toni Moritz

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Wahr oder Unwahr

Die folgende Geschichte ist einem Mitglied des Winzervereins 1903 bei mondheller Nacht und im Traume eingefallen. Die Hauptrolle spielt der Stadtschultheis Preisig.

Wie Braubach zum Wappen kam

Das Original ist in altdeutscher Schrift. Der Inhalt wurde wortgetreu übernommen, auch die antike Rechtschreibung. Der Text kann auch gesungen werden nach dem Lied: "Im Jahre 1850 und sieben".

1) Im Jahre Fünfzehnhundertdreißig,
Hat Braubach den Stadtschultheis Herrn Preisig.
Von Gestalt groß und prächtig,
Und im Prahlen gar mächtig,
Auch im Trinken stellt er seinen Mann,
Nicht jeder es ihm Gleichthun kann.

2) Doch Schreiben konnt nicht Herr Preisig.
Einen Schreiber hielt er sich drum weislich,
Der schrieb die Geschichte,
Verfasst die Berichte,
Der Schultheiß schrieb darunter seinen Namen:
Mit nem Kreuz und ´nem Kreis drumm, sagt
Amen.

3) Die Braubacher waren´s zufrieden,
Da kam einst ein Bote geritten:
Ein Schreiben in seinen Händen,
Der Kurfürst tat´s senden.
Der will sofort Antwort darauf han,
Der Schreiber, der fertigt sie an.

4) Zur Unterschrift geht er auf die Suche,
Und findet Herrn Schultheiß beim Kruge,
Weil viel er getrunken,
Sein Haupt tief gesunken,
Herr Schultheiß große Eile tut not,
Es wartet des Kurfürsten Bot.

5) Das Kreuz konnt er zittrich noch schreiben,
Der Kreis drumm herum musst halbfertig bleiben,
Sprach dann noch kurz Amen,
Und brach dann zusammen.
Von Würde und Würde und Wein;
Zum seligen Rausch schlief er ein.

6) Der Bote erschien bei dem Fürsten,
Der war nun auch gerade beim Dürsten,
Konnt nicht mehr gut sehen,
Sprach: kann nicht verstehen,
Obs Wappen ist, oder Unterschrift,
Möchts sehen mit schönerem Stift.
7) Dem Braubacher Rat tat mans melden,
Und ob man den Schultheis tat schelden,
Mußt man noch beraten
Wie man vor Schaden
Den Schultheiß, die Stadt nicht blamieret.
Dem Boten hat man dann diktieret.

8) Daß sie die schlecht Unterschrift reuten,
Ein Wappen soll es bedeuten:
Konnt Petschaft nicht finden
Drum malte mit Tinten.
Der Schultheiß dem dieses ungewohnt,
Ein Stern und zunehmender Mond.

9) Dann berief man den Holzschnitzer Krempel
Der fertigt sofort solchen Stempel.
Schickt ihn zum Kurfürst schnell,
Der findet ihn originell,
Und verfügt, dass Stern, Halbmond so recht
Der Braubacher Wappen jetzt trägt.

10) So kam durch des Schultheißen Tappen
Und Saufen, Braubach zum Wappen;
Gleich strahlendem Sterne
In Nähe und Ferne,
Strahl Braubach in Wonne und Glück,
Behütet von bösem Geschick.

11) Und gleich dem zunehmenden Monde,
der zieht seine Bahn die gewohnte,
Soll Braubach sich mehren
An Schönheit und Ehren,
An Frieden und Wohlstand zumeist,
An Bürgersinn.
und deutschem Geist.

12) Auch soll man beim Anblick deß denken,
Der Sterne und Mond tut lenken,
An dem, der behütet hat
Unserer Heimatstadt.
Gott steh´ uns auch fernerhin bei
Und halte vom bösen uns frei.
Das war des Schultheißen
Unterschrift, viel
mehr schreiben konnt´
er nicht!
Beim Saufen brachte er
nichts mehr auf den
Lappen, er tat sogar
zusammenklappen.
So kam durch des
Schultheißen Saufen
und Tappen, Braubach
zu seinem Wappen !

Der Schultheiß

Der Schultheiß war früher der Gemeindevorsteher von Braubach, heute: Bürgermeister(in). Er hatte die Funktion des Vollstreckungsbeamten seines Landesherren, zur Zeit als unser Geschichte erzählt wird, war Graf Wilhelm II. von Hessen in Amt und Würden. Als Beamter des Landesherren hatte der Schultheiß die Aufgabe, Abgaben und Dienstverpflichtungen gegenüber dem Landesherren einzuhalten, außerdem war er auch Vollzugsbeamter.

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