P. Toni Moritz

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Die Marksburg

Erste Urkunde von 1231

In einer Urkunde von 1231 wird erstmals der Name "Castrenses" ( Burgmannen) in Braubach im Zusammenhang mit Herrn Gottfried von Eppstein erwähnt. In dieser Urkunde an seine Braubacher Burgmannen Ulrich Korf und die Brüder Heinrich, Egenolf und Gottfried Himelstoz, befiehlt dieser, das Kloster Eberbach mit seinem Weinbergbesitz in Braubach zu schützen.
Jedoch liegt der Bau der Marksburg früher zurück, da bereits 1117 ein edelfreies Geschlecht "von Braubach" nachweisbar ist. Der unglückliche Sohn Kaiser Heinrich III. soll am Ende seiner stürmischen Regierung 1105 auf der Marksburg geweilt haben. Eine Nachricht besagt, daß Graf Werner von Grüningen 1135 Mainz mit der Burghälfte beschenkte. In Mainz wiederum waren die Erzbischöfe Eppstein in mehreren Generationen vertreten. Wie gesagt: "Nur eine Nachricht." Historiker erkennen jedoch nur Urkunden an.
Die erste Bestätigung des Stadtrechtes von Braubach erhielt Gottfried III. von Eppstein am 29. September 1276 durch König Rudolf von Habsburg.
Die Eppsteiner erlebten seit Ende des 12. Jahrhunderts einen rasanten Aufstieg zu einer der mächtigsten Familien des Hochmittelalters. Im 13. Jahrhundert stellten sie allein vier Mainzer Erzbischöfe. 1283 kamen Braubach und die Marksburg an die jüngere Linie der Grafen von Katzenelnbogen, namentlich 1311 an Graf Eberhard II. und an Graf Johann II. 1479 fiel die Grafschaft Katzenelnbogen und damit auch die Marksburg an die Landgrafschaft Hessen.
Die große Verkehrstraße des Rheinstromes wurde bekanntlich während des Mittelalters und noch bis in die Neuzeit hinein von den anliegenden Machthabern nach Möglichkeit durch hohe Durchgangszölle als Einnahmequelle ausgenutzt. Um Zoll zu erheben bedurfte es rechtlich der Ermächtigung durch das Reichsoberhaupt. Solche Ermächtigungen wurden häufig denen zuteil, die sich um die Wahl eines deutschen Königs besonders bemüht hatten. So war es nach dem Niedergang der Staufer auch mit Braubach der Fall. König Wilhelm von Holland verlieh im Jahr 1252 seinem mächtigen Freunde, dem Grafen Hermann von Henneberg, für seine Unterstützung als ein Lehn das Recht, zu Braubach bestimmte Zölle zu erheben. Das diese Zölle wirklich erhoben wurden ist bewiesen.

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Bautätigkeiten

Der Grundriss der Marksburg stammt wohl aus dem Erbauungsjahr der Burg. In den folgenden Jahrhunderten fanden immer wieder kleinere Umbauten statt. Noch sind Hinweise der romanischen Gründungsanlage festzustellen. Durch Untersuchungen bei Grabungen wird der Bau des Bergfriedes etwa bei 1270 gelegen haben, natürlich war er damals noch nicht so hoch. Im gleichen Zeitraum entstanden weitere spätromanische Bauten wie der Palas (heutiger Nordbau) und der Kapellenturm. Klare Linien in einer dreieckigen Form zeichnen die Grundrisse aus der Stauferzeit aus. Der Kapellenturm umfasst vier Geschosse, die untersten zwei waren über eine Leiter zu erreichen. Das dritte Geschoss beherbergt die Kapelle, die schon in der Erbauungszeit oder kurz danach entstanden ist. Um 1300 wurde eine Ringmauer mit Zwinger und das Schartentor errichtet. Graf Johann II. von Katzenelnbogen begann 1357 die Umgestaltung und Erweiterung der Burganlage im gotischen Stil und legte somit den Grundstein für das heutige Aussehen. Johanns Sohn Dieter VIII. (1402) beendete den Ausbau. Ebenfalls im 14. Jahrhundert wurde der Zwinger zu einem die Burg umschließenden erweitert und die Zugbrücke, anschließend bis ins 15. Jahrhundert das Backhaus mit dem viergeschossigen Eckturm und das Fuchstor mit überdachtem Wehrgang erbaut. Auch in den Folgejahren des 15. Jahrhunderts kam es zu weiteren Bautätigkeiten: Johann der IV. von Katzenelnbogen veränderte die Burganlage 1444 zugunsten von Wohnansprüchen, jedoch unter Beibehaltung eines repräsentativen Charakters. Das Geschützhaus wurde zur Verteidigung erst Anfang des 16. Jahrhunderts errichtet. 1643 wurde weiter hochgerüstet , um sich der modernen Kriegführung mit Pulverwaffen zu erwehren, dazu wurde die Poterne, die Vorbastion des scharfen Ecks, die kleine Batterie und der nördliche Teil der großen Batterie angelegt.

100 Jahre ohne Waffen

Bekannterweise ist die Marksburg nie vom Feinde eingenommen worden und ist die einzigste unzerstörte Burg am Mittelrhein. Um 1588 im Kölnischen Krieg litt der hiesige Raum unter den spanischen Truppen, die hier durchzogen. Furchteinflösend ragten die Rohre der Geschütze aus den Schießscharten und verhinderten allein durch ihren Anblick einen Angriff. Hätte ein gut gerüsteter Feind sich aber nicht vom trotzigen Anblick der Burg täuschen lassen und sich auf dem unwegsamen Hang zur Burg begeben, hätte er die Burg sicherlich nicht als uneinnehmbare Festung vorgefunden. Im Gegenteil in manchen Zeiten hätte er ein leichtes Spiel gehabt und festgestellt, daß von der Burg keine Gefahr ausgehen konnte.
Die Waffen waren durchgerostet, Holzteile von den Würmern zerfressen. Auch die meisten Granaten waren nicht zu gebrauchen. Das hat sich über hundert Jahren nicht geändert, ja selbst als im Jahre 1764 der Kommandant Rohr seinen Dienst antritt, stellt er fest, dass alle 77 Bajonetts, 42 Degen, 125 Flinten überhaupt nicht zu gebrauchen sind und von 102 Mousqueten nur 82 Stück brauchbar waren. Er berichtet dies nach Darmstadt, erhielt aber einen negativen Bescheid, die Kassen waren leer. Und so kam, was kommen musste, auf der Burg sammelte sich tonnenweise Metallschrott, den man dann verkaufte.

Marksburg im dreißigjährigen Krieg

Als sich das drohende Gewölk des böhmischen Krieges sammelte, dachte Landgraf Moritz der Gelehrte von Kassel an die Bewehrung seiner Lande, 1619 sollte auch die Marksburg instand gesetzt werden. 1619 war "fast das ganze Haus ohn allein das Mauerwerk mangelhaftig". Besonders ausbesserungsbedürftig waren "das Tach übern Geschütz", das der Wind auf einer Seite weggeworfen hatte. Ferner sind Dach und Böden im Haus baufällig. Im ganzen werden 109 fl. bis 15 albg. gebraucht. Auch die Geschütze litten Not. Eines der größten zeigt zwei Löcher, an einem anderen sind die Räder zerbrochen. Da aber am 1. April 1623 der kaiserliche Reichshofrat zu Wien durch ein sehr anfechtbares Urteil die Marksburger Hinterlassenschaft ganz der Darmstädter Linie zusprach, wurde Landgraf Moritz durch die Ligisten unter Tilly trotz vielfacher Vorbereitungen zur Abwehr, infolge völligen Versagens der auf dem alten Lehensverhältnis aufgebauten Wehrverfassung seines Fürstentums, verjagt, und die Gelegenheit benutzte der mit den Katholiken verbündete lutherische Landgraf Georg der II. von Hessen Darmstadt, um sich der Niedergrafschaft Katzenelnbogen mit Hilfe spanischer Truppen zu bemächtigen. Rheinfels wurde mit stümender Hand genommen, die Beamten der Marksburg hatten schon vorher freiwillig gehuldigt. Das Wort "gehuldigt" bedeutet nichts anderes als "ergeben", denn eine Verteidung war mangels Ausrüstung nicht möglich. Erst 1625 wurde aufgerüstet. Es ist nicht auszuschließen, daß die spanischen Truppen auch Elefanten mitbrachten, denn in Meissners Thesaurus aus dem Jahre 1625 ist ein solcher im Einsatz, siehe Bild!

Aus Meissners Thesaurus Jahr 1625

Ungeklärt ist, ob tatsächlich Elefanten eingesetzt wurden.

1626 wird die Marksburg mit schweren Kosten "verproviantiert". Truppendurchzüge folgen endlos. 40 Knechte und 2 Hauptleute aus Gießen kommen zur Burg und werden dort mit Pulver, Blei und Lunten ausgerüstet. Es werden auch 7 Musketen und 17 Rohre (Feuerrosen) sowie 24 Bandeliere geliefert. 1634 meldet ein Verzeichnis der Munition von 2 Tonnen Pulver, 150 Stück Kugeln, 800 Musketenkugeln, 20 Handgranaten, Pechkränzen, Lunten usw. Die Soldaten auf der Burg, denen man den Lohn von zehneinhalb Pfennig Gold nicht zahlte und nur 3 Pfund Brot gab, das auch manchmal ausblieb, scheinen in der Umgebung Geld, Schafe und Schweine geplündert zu haben. Das führte im November 1633 zu schweren Schlägereien zwischen Soldaten und den Bauern. 40 Bauern, die zum Jahrmarkt nach Boppard ziehen, treffen auf einige Soldaten, die in Kamp betteln gegangen waren, verprügeln sie und verwunden zwei derselben schwer. Leutnant Johann Fleckh tröstet sie, "es wert daß Gelt balt kommen". Danach soll es mit der Besoldung unter Leutnant Findell besser gegangen sein, jeder erhält monatlich 4 fl.
Ein Angriff auf die Burg ist aber nicht erfolgt, das war auch gut so, denn der Vorrat an Proviant war all. Es fehlte an Öl, an Zimmerleuten und Schmiede und Findel schreibt: "und können die Bürger nicht dazu gezwungen werden".
Es waren böse Zeiten. Die lange Not hatte die Menschen abgestumpft, sodaß selbst zwischen Bürgern und Soldaten Uneinigkeit bestand und ein gewisser stoischer Leichtsinn die Bürger gleichgültig machte.

Der Keuchheitsgürtel

Das patriarchale Besitzdenken brachte im mittelalterlichen Europa ein grauenhaftes Folterinstrument hervor, das angeblich von Kreuzfahrern im 13. Jahrhundert eingeführt worden ist: den Keuschheitsgürtel. Ein Ausstellungsstück befindet sich auf der Marksburg. In dieses Marterwerkzeug, ein meist eisernes Korsett mit einem sich zwischen den Beinen hindurchbiegenden Metallstreifen, der mit einem von Reihen scharfer "Zähne" umgebenden Loch versehen war, blieb die Frau oft jahrelang eingeschlossen, während sich ihr "Herr" im "heiligen Krieg" befand, den Schlüssel stets bei sich tragend. Dass sich einige Frauen daraufhin aus Verzweiflung über die ständige Pein von den Burgzinnen stürzten, erscheint nur verständlich. Ob die Erzählungen der Burgführer stimmt, daß Nachschlüssel im Einsatz waren, ist auch nicht bewiesen aber anzunehmen.

Die desertierten Soldaten

Das Leben der 40 Unteroffiziere und Soldaten, die 1764 auf der Burg rekrutiert und 50 bis 70 Jahre alt waren, war nicht rosig. Regelmäßig von ihren Vorgesetzen verprügelt , desertierten 5 Soldaten, die in ihren Uniformen auffielen und in Ketten zurück gebracht wurden. In Darmstadt bekannt geworden, wurde eine Kommission nach Braubach entsandt. Ein Mousquetier berichtete, dass er 37 Prügelschläge erhalten hatte, bis ihm Blut aus Mund und Nase geflossen. Er hatte in einem Braubacher Grundstück Birnen aufgelesen und dabei die Feldschützen beschimpft. Die Untersuchungen endeten mit Empfehlungen an den Komman- danten, weniger zu Prügeln und statt dessen eine schicklichere Strafe anzuwenden. Degradation oder Flintentragen. Als Strafe mussten die Beschuldigten dann Spießrutenlaufen. Es wurde von den Soldaten zwei Reihen gebildet und durch die Gasse mussten sie mit nacktem Oberkörper gehen, während mit Ruten auf sie eingeschlagen wurde.

Die lange Fete zwischen Burg und Stadt

1716 eskalierte eine fast 100jährig andauerte Fete zwischen der Marksburg Besatzung und der Stadt. Die Besatzung der Burg hatte ihre Ziegen nachts außerhalb des Burgbereichs in städtischen Wiesen fressen lassen. Die städtischen Einwohner beklagten, dass sie Weib und Kinder kaum noch ernähren könnten, da das Vieh dem jungen Gehölze und Wiesen großen Schaden zufüge. Der Streit ging soweit, dass Landgraf Ernst Ludwig der Burg eine Verordnung schickte, die jedoch nicht beachtet wurde. Eine weitere Beschwerde wurde abgewiesen. Die Festungsziegen fraßen weiter und die Bürger der Stadt griffen zur Selbsthilfe und um ein Haar die Burgbesatzung zu den Waffen. Die Stadt forderte für jede Geiß 5 Gulden, die in ihrem Wald fressend vorgefunden wurde andernfalls man sie erschießen würde. Als abermals die Waldschützen Ziegen vorfanden, nahmen sie diese mit in die Stadt und sperrte sie dort ein. 4 Soldaten von der Burg drangen in die Stadt ein, brachen den Stall des Bürgermeisters auf, misshandelten seine Frau und nahmen das Vieh mit. Unendlich viele Eingaben an den Fürsten folgten, bis schließlich die Stadt klein bei gab und Kompromisse einging, der Geißen Krieg war damit beendet. Aber es gab noch mehr Konfliktstoff zwischen der Stadt und der Burg. Die Bürger mussten für die Schließung der Stadttore und Streifen in der Stadt sorgen, während die Stadtwache dem Kommandanten der Burg unterstellt war, das führte zu ständigen Auseinandersetzungen. Die Stadtwachen hielten ihren Zapfenstreich vor den Trommlern der Burg ab, was auf der Burg zu Verwirrungen führte, die Bürger hielten es auch mit den militärischen Ehrenbezeugungen nicht so genau. Es kam zu ernsthaften Auseinandersetzungen zwischen dem Bürger Corporal Schneider und dem Comandanten der Burg. Schneider wurde sogar eine Woche auf der Burg inhaftiert, dann aber nach Eingaben seiner Frau freigelassen. So präsentierte der Wachtmann Schneider nicht sein Gewehr als der Obrist Leutnant der Burg erschien und so wurde Schneider als Schurke und Hund beschimpft. Als dieser sich beschwerte, dass er nicht so gescholten werden dürfe, sei der Obrist Leutnant auf ihn zugesprungen und ihm mit einem Stock zwei derbe Schläge auf die Schulter versetzt, dass er sich verbinden lassen musste. Zu einem dritten Schlag ist es dann nicht mehr gekommen, da Schneider seine Flinte ergriff und sie dem Obristen vor die Nase hielt. Wieder musste der Landgraf eine Untersuchungskommission einsetzen. Diese stellte dann auch merkwürdige Tätigkeiten der Stadtwache fest. Die Wachen gingen nachts zum Fischen, jagten Hasen und Tauben und betätigten sich als Fluchthelfer. Von der Commission wurde empfohlen, dass sich die Bürgerschaft und der Commandant der Burg treffen sollten, um sich auszusöhnen und Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Danach verlief allmählich alles im Sande, da man in Darmstadt von den Querelen aus Braubach nichts mehr hören wollte.

Marksburg als Staatsgefängnis

Bereit um 1770 war die Marksburg Staatsgefängnis. In ihr wurden politische und militärische Gefangene inhaftiert. Dabei waren auch Gefangene, die nie straffällig wurden, vielmehr durch Intrigen inhaftiert wurden. Meist ging es um Geld, Macht, Liebschaften, Erbstreitigkeiten und mehr, ähnlich wie bei dem Grafen Monte Christo. Die Haftzeiten waren sehr lang, es gab 90jährige, die über 35 Jahre eingesessen hatten. Hunger und Kälte waren an der Tagesordnung. Die schlimmste Strafe war, wenn der Gefangene lebenslang angekettet war und in diesem Zustand verstarb. Das Gefängnis wurde erst 1866 aufgelöst.

Bedrohungen der Burg

Alle Kriege seit ihrem Bestehem konnte die Marksburg gut überstehen, jedoch bei Naturereignissen wurden ihr immer wieder mehr oder weniger Schäden zugefügt.

Im Beginne des Jahres 1705 hat ein großer Brand Teile des romanischen Palas und andere Bauten zerstört. Der Kommandant Althoff berichtet: " erschröcklich anzusehen, weil das Feuer zunächst bei dem Pulverturm war und den Eingang zum Wasser versperrte." Die Löschvorrichtungen waren jammervoll, es mussten die Einwohner von Braubach mit Eimern zu Hilfe eilen.
Es wurde ein Neubau aus Eichenfachwerk errichtet. Leider wurde dadurch das stolze Bild der gesamten Burg stark beeinträchtigt, in dem man den den Bergfried, damals der "hohe Wimpel" genannt, seiner Spitze beraubte und ihn "an 40 Schuh" hoch abbrach. Die Steine brauchte man, um auf der Rheinseite den sogenannten Rheinbau zu errichten.
Um diese Zeit hatte die Marksburg eine Besatzung von 40 Köpfen, da auch von verheirateten Sodaten die Rede ist, mag es auf der Burg sehr eng zu gegangen sein.

1769 und 1775 schwere Sturmschäden.

1780 im Februar hat ein heftiges Erbeben die Marxsburg erschüttert und beträchtlichen Schaden angerichtet. Der große massive Pulverturm hat sich von oben bis unten von dem Hauptgebäude losgerissen, ist wohl ein Fuß breit ausgewichen, und hat so wie auch die Mauern am Hauptgebäude nach dem Rhein zu, hin und wieder mehrere Risse bekommen. Sogar der Felsen, worauf der Thurm ruhte, ist von oben bis unten geborsten. Die Risse sind heute noch nicht ganz behoben.

Am 2. Juli 1789 schlägt ein Blitz von oben bis unten durch die Burg, es gab nur geringe Schäden.

Preußen überfällt und entwaffnet die Burg

Die Wegnahme des Pulvers und Rüstsortenstücke durch die Preußen

Am 20ten Juni 1866 erschien in Braubach, nachmittags um 5 Uhr, ein Detachement Preusen, vom Landwehr-Ersatzbatallion Neuß Nr. 39 unter dem Battalions-Commandeur Hauptmann Boethcher, es konnten an die 400 Mann gewesen sei, stellten sich dasselbst auf, und es kamen Hauptmann Boethcher mit noch einem Officier eilends auf die Burg, der Erstere blieb im Hof stehen, der Andere eilte auf die Batterie und zeichnete sich die Geschütze auf. Auf meine Anfrage, wie ich zu diesem Besuch die Ehre habe zukommen, erwiederte mir Hauptmann Boethcher: "Auf Befehl des Herrn Commandanten in Coblenz sollten alle Waffen, nebst dem vorrätigen Pulver im Magazin, um den gesammte Vorath demnächst abholen zu können, aufgenommen werden, und in dem Fall ich mich wiedersetzen würde, solle er mich arrestieren, ich mußte dieses also geschehen lassen. Eine telegraphisch - wie schriftliche Meldung, habe ich sogleich fortgehen lassen.

Am 28th Juni d.J. Vormittags 10 1/4 Uhr wurde durch 800 Mann, derselben Abteilung, und wieder unter dem Commandano des Hauptmann Boethcher und noch einem anderen Officier die Marksburg überfallen. Diese beide habe ich nur gesehen und besetzen das Pulvermagazin, mit zahlreicher Mannschaft, welche theilweise an der niedere Mauer hinten heraufgestiegen waren, so, wie alle Eingänge der Burg mit doppelten Posten besetzten, der eine Officier, kam mit einer Menge seiner Leute, mit aufgepflanzten Bajonet und scharf geladenen Gewehren, mir in mein Wohnzimmer nach, um die Schlüssel zum Pulvermagazin wegzunehmen, wobwei ich dann mitgehen musste, um das Magazin zu öffnen, denn es schien mir, daß sie etwas befürchteten.

Das gesamte Pulver mit den alten wollenen Decken, und vorrätige leere Säcke haben sie mitgenommen, so, daß nichts mehr da ist, als einige Fässer die nicht mehr zu gebrauchen sind. Alles Protestieren gegen diese Wegnahme, namentlich der Waterlookanonen als Eroberungsstücke, der 140 Gewehre Eigenthum der Gemeinde Idstein, waren vergeblich, Hauptmann Boethcher erwiederte mir immer wieder, ich habe den strengsten Befehl dazu.
Aus dem Pulvermagazin wurden weggenommen:
Gewehrpulver zum Scharffschießen.........22 Cent. 24 und 9 Loth
Kanonenpulver zum Scharfschiessen........31 Cent
Kanonenpulver zum Blindfeuern................1 Cent. 15&
Gewehrpatronen.................................100 Päcke, 1000 Stück
Pulversäcke..........................................17 Stück
Fässer nicht angestrigene...................... 73 Stück
Die beiden Waterlookanonen 6 mtr mit Lafetten und Zubehör des Inventars 51 Pos. 2, eine Lafette mit Räder von einem 3 mtr. Prof. 4. Das hier gebliebene Rohr, wie die übrigen alten Geschütze, sind sämtlich vernagelt worden. Und die 140 Gewehre sind ebenfalls mitgenommen worden.

Der treuen Wahrheit gemäß, lege ich meine Meldung über diesen Überfall, Herzoglichem Kriegs-Department gehorsamst vor.

gez. Diesterweg
Hauptmann und Kommandant der Feste Marksburg

Die beiden Waterlookanonen und eine andere Kanone aus dem 30jährigen Krieg sind zunächst nach Ehrenbreitstein später ins Zeughaus in Berlin weggebracht worden.
Vergebens hatte der Braubacher Kriegerverein durch ein dem Kaiser überreichtes Gesuch dies zu verhindern gesucht.

Mit Preußen gings bergab

Nach der Einverleibung des Herzogtums Nassau in Preußen kam die Marksburg in preußischen Staatsbesitz; zuletzt vermietete man den alten Bau an Mayor a. D. von Mechow, einen alten Asien-Forschungsreisenden. Von seinem selbst gemachten Wein, von seinen Taten und Schnurren wird heute noch in Braubach viel Heiteres erzählt. Er bevölkerte die damals wüste und vernachlässigte Burg mit Gespenstern und Geistererscheinungen von Rittern und Damen, schwedischen Offizieren und Gräfinnen, von denen man behauptet, daß sie nachts mit ihm zechten.

Anmerkung:
Wenn auch oben erwähnt wird, daß über von Mechow viel heiteres erzählt wird, darf man doch nicht vergessen, daß Mechow im ewigen Streit mit der Stadt gelebt hat und der Burg mehr Schaden zugefügt hat, als allgemein angenommen.
So sind in seiner Zeit noch 5 verbliebene alte Kanonen, 30 (dreißig) alte Öfen und diverse Inventariatsgegenstände, veräußert worden. Selbst die Folterwerkzeuge sind verschwunden, ihr Verbleib war nicht zu ermitteln. Da ein schöner alter Eisenofen von 1630 aus gegossenen Platten im Pallas verblieben ist, weiß man, daß es sich um verkannte Schätze enormen Ausmaßes gehandelt hat.

Mit Bodo Ebhardt gings bergauf

Da Mayor a.D. von Mechow die Burg immer mehr verwahrlosen ließ und Besucher nicht wünschte, bemühte sich Geheimrat und Architekt Bodo Ebhardt zu Gunsten der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen über 10 Jahre, die Burg zu pachten.
Schließlich wurde sie am 12. Oktober 1900 für 1000 Mark an die Burgenvereinigung verkauft.
Der Kaufvertrag enthält auch eine Klausel, indem die Burg nebst Ländereien und Inventar unter bestimmten Voraussetzungen bis zum Ablauf des Jahres 2020 zum Preis von 1000 Mark an das Land Rheinland Pfalz als Rechtsnachfolger zurückgegeben werden muß.

Für Braubach und den Rest der Welt war das ein Segen, denn mit Preußen sind wir nie gut gefahren. Wer die Marksburg heute besucht, hat viel Bodo Ebhardt zu verdanken. Außerdem ließ das Kriegerdenkmal am Rhein errichten und stellte das Obertor in der Stadt wieder her. Bodo Ebhard starb am 13. Februar 1945, er hatte die Zerstörung der Burg durch die Alliierten nicht mehr erlebt, es hätte ihm spätetens dann, das Herz gebrochen.

Bild links: Bodo Ebhard
Bild rechts: Von Bodo Ebhardt für den Willkommenstrunk auf der Marksburg entworfener Willkommen-Pokal aus Silber und Email mit einer Nachbildung der Marksburg als Deckelkrönung. Hergestellt vom Hofjuwelier J. S. Werner 1906/07.

Realität und Planung

So übernahm Bodo Ebhardt 1900 die Burg,
der hohe Bergfried, der ursprünglich dem
rechts gezeigten Entwurf entsprach, wurde
1705 nach dem Brand abgetragen, da man
das Material für die Wiederherstellung des
Rheinbaues verwendete.
Als 1900 die Vereinigung deutscher Burgen
die Marksburg kaufte, war Bodo Ebhardt
der Mann der Stunde, er entwarf Pläne die
Burg nach ihrem ursprünglichen Zustand
von 1705 wieder herzustellen. Der oben ge-
zeigte Entwurf wurde jedoch nicht realisiert

Besuch von Kaiser Wilhelm II.

1905 besuchte Kaiser Wilhelm II die Marksburg. Ihm ist es zu verdanken, daß wir heute mit dem Auto oder Bähnchen hochfahren können. Eigens für diesen Besuch wurde der breite Weg angelegt. Im Jahre 1906 ist folgendes Telegramm Seiner Majestät des Kaisers eingegangen:
Seine Majestät der Kaiser und König haben sich Allerhöchst über das treue Gedenken und den freundlichen Gruß der auf der Marksburg versammelten Mitglieder der Vereinigung sehr gefreut und lassen vielmals danken. Seine Majestät wünschen den Arbeiten an der Burg, welche Allerhöchst Diesselben unter lebhaftem Interesse begleiten, einen gedeihlichen Fortgang.
Auf allerhöchsten Befehl der Geheime Kabinettsrat
von Lukanus

Ritterfahrt an den Rhein

Eroberung der Marksburg

Die ,,Gesellschaft zur Erhaltung deutscher Burgen" hatte 10 Jahre lang versucht, die Marksburg zu pachten, 1900 gelang es ihnen unter Bedingungen, die Burg zu kaufen. Geheimrat und Architekt Bodo Ebhardt entwarf Pläne, sie in ihren ursprünglichen Zustand von 1705 wiederherzustellen, was jedoch nicht zum Tragen kam. Immerhin wurde der alte Wimpel der obere Teil des Bergfrieds wieder aufgebaut, was das Aussehen der Burg nachhaltig verbesserte. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten sollte die Marksburg 1907 feierlich eingeweiht werden. Da sich die Pankgrafen als Besitzer der Marksburg sahen, wollten sie den heimlichen Besitzerwechsel nicht hinnehmen und boten der Burgenvereinigung Verhandlungen an, die im pankgräflichen Hauptquartier in Berlin stattfanden. Aber die neuen Burgenbewohner zeigten kein Entgegenkommen, im Gegenteil sie drohten sogar und rieten ihnen, nicht an den Rhein zu kommen, denn die wenigsten würden ihre Panke wieder sehen. So blieb der Pankgrafschaft nichts weiter übrig, ihre Truppe in Richtung Braubach in Marsch zu setzen und nach ihrem Eintreffen ihre Angriffsstellung zu beziehen. Als Verstärkung meldete sich die Braubacher Bürgerwehr beim pankgräflichen Hochmeister. Dann begann der Angriff. Die pankgräflichen Haubitzen feuerten aus allen Rohren und erzeugten einen ohrenbetäubenden Lärm, der von den umliegenden Berghängen vielfach verstärkt wurde. Die Burg war stark befestigt und reichhaltig mit Hilfstruppen besetzt. Aber der Sturmkolonne gelang es mit Leitern rückseitig die Mauer zu überwinden. Das war der Sieg. Bodo Ebhardt, sah sich zur Übergabe der „Marksburg" gezwungen.
Danach wurde ein großes Schild aufgestellt, das weithin allen Bürgern verkündete: „Eigentum der Pankgrafschaft von 1381".

Und da die Pankgrafen auch ein Herz für die Armen hatte, stifteten sie zu deren Unterstützung 300 Mark. Dieses Spektakel sorgte für großes Aufsehen, hohe Offiziere aus Mainz und Wiesbaden waren gekommen, um die Kampfhandlungen zu beobachten, alle Tageszeitungen beschäftigten sich damit und berichteten in großer Aufmachung darüber.

Marksburg auf Briefmarken

1977 Democratic Peoples Republic of Korea 1984

Burgschänke

1914-1929 Bau der großen Burgschänke mit einem weiträumigen Festsaal.
Unten:
Burgwirt Willems und die Führer der Burg mit Ehefrauen und Kindern. Und wie es sich für die damalige Zeit gehörte, alle uniformiert.

Winzerfestzeitung 1948

Marksburg bedrohte Braubach
Die Marksburg, ursprünglich dem hl. Markus geweiht, worauf ihr Name zurückgeht, geht auf das Entstehungsjahr 980 zurück, wo ihrer erstmals urkundlich Erwähnung getan wird/Sie ist eine der schönsten Burgen unseres deutschen Vaterlandes. Für die Rheinlande bedeutet sie ein wichtiges Bau- und Kulturdokument aus der Vergangenheit. Durch alle Zeiten der letzten tausend Jahre stand sie unbezwungen und unzerstört wie ein Recke aus grauer Vorzeit. Trutzig und unangreifbar überstand sie sogar die wildbewegten Zeiten des dreißigjährigen Krieges.

In den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, im März 1945, hatten deutsche Artilleriebeobachter ihren Posten auf dem vierzig Meter hohen Bergfried auf der Marksburg bezogen und lenkte damit Beschuss auf sich. Burg und Bergfried wurden empfindlich getroffen. Statiker haben berechnet, dass jede Artillerie-Granate, die die Marksburg traf, eine so starke Erschütterung an ihrem Mauerwerk hervorrief, als rase eine moderne, überschwere Schnellzuglokomotive in ca. 100 Std./km-Tempo dagegen. Tiefe Löcher und klaffende Risse waren die Spuren, welche die Kampfhandlungen an dem mächtigen Bauwerk hinterlassen hatten.

Durch diese schweren Wunden, die der Marksburg geschlagen worden waren, bestand die Gefahr eines Einsturzes des Bergfriedes, dessen in die Tausende von Tonnen gehende Gesteinsmassen, die unmittelbar am Fuße des Burgberges stehenden Häuser an der Rheinseite von Braubach, zu zerschmettern drohten. Damit verbunden bestand auch Gefahr für Menschenleben. Die Burg ist Besitz der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen, der ein unermüdliches Bemühen, unterstützt von der verständnisvollen Mitarbeit der französischen Militärregierung und der Landesregierung Rheinland-Pfalz, es gelang, nach Überwindung "großer Schwierigkeiten die Wiederherstellung der Marksburg aufzunehmen. Die hier gezeigte Aufnahme zeigt eine Übersicht und Ausschnitt von diesem für das rheinische Kulturleben wichtigen Bauvorhaben.

Hütte wollte Marksburg kaufen

Alfred Fadé der 1863 die Hütte übernahm, wurden viele Zugeständnisse gemacht, die heute wegen Umweltverschmutzung undenkbar wären. In den um der Hütte gelegenen Feldern, Weinbergen und Obstgärten waren wegen der giftigen Dämpfe keine Erträge mehr möglich, kurzerhand hat er die Grundstücke erworben.
Er wollte 1872 sogar die Marksburg kaufen. Heute können wir dankbar sein, dass es nicht so weit kam. 125 Jahre später kamen die Japaner auch auf die Idee, die Burg zu kaufen. Siehe unten Marksburg in Japan.

Marksburg in Japan

Im Jahre 1988 kamen ein paar Japaner unter Leitung eines Herrn Fumio Ogawa und wollten unsere Marksburg abbauen, verschiffen und mitnehmen. Die Besitzer unserer Burg sagten: "Warum mitnehmen, nachbauen"! 250 Millionen DM standen zur Verfügung. Japaner streben nach Originalen und so wurde unsere Burg bis ins kleinste Detail vermessen, somit hatten wir erstmals genaueste Daten. 1996 war die japanische Marksburg auf der Insel Miyako fertig. Der Nachbau erfolgte 1:1 auf einer Felskuppe, selbst im Inneren sieht sie fast aus wie das Original.

Restaurant abgebrannt. Bild war dabei

Am 7.6.2002 stand in der Bild-Zeitung, reißerisch, an der Wahrheit vorbei: "Historische Burg bei Großbrand zerstört"
Entsetzen machte sich breit, enfernt wohnende Angehörige oder Bekannte riefen in Braubach besorgt an und erkundigten sich. Wahr ist, daß in der Nacht auf Donnerstag, den 6. Juni, ein Brand das Gebäude der Marksburgschänke weitgehend zerstört hatte. Betroffen war vor allem das 1. OG des Schänkengebäudes, die Wohnung der Pächterin, das Treppenhaus und die davor liegende WC-Anlage. Einen geringen Schaden durch Löschwasser gab es im Souvenirverkaufsraum und im Büro der Pächterin. Stärkere Schäden, ebenfalls vor allem durch Wasser, in der Küche. Das eigentliche Torhaus und die "Mittelrheinstuben" der Schänke blieben verschont. Die Burg hat allerdings riesiges Glück gehabt, dass der Wind aus der richtigen Richtung kam und den erheblichen Funkenregen weg getrieben hat - sonst wäre eine Gefährdung der gesamten Burg die unvermeidliche Folge gewesen! Das Feuer wurde übrigens ausgelöst durch eine brennende Kerze im Zimmer des 12-jährigen Sohnes der Pächterin.

Neubau der Schänke

Stand der Baustelle 2004 Luftansicht der neuen Schänke Eröffnung am 25. 09. 2005

Glücks Spirale hilft

Die Marksburg in Braubach, erhält Hilfe. Für die notwendigen Sanierungsarbeiten am Palas erhält die Marksburg 2006 einen Fördervertrag von 10000 €. Die Förderung dieses Bauabschnittes wird dank der Fernseh-Lotterie Glücks Spirale möglich. Aufgrund der Verwitterungen am Außenmauerwerk und durch Feuchtigkeitsschäden an der Dach- und Deckenkonstruktion sind die Arbeiten an dringend nötig geworden.

Sage von der Marksburg und dem Rittersturz

HOCHZEITSFEST AUF DER MARKSBURG UND DER RITTERSTURZ

von Wilhelm Ruland

Zur Zeit Kaiser Rudolfs von Habsburg, da so manch stolze Burg die Berge des Rheines krönte, erhob sich trotzend auf gigantischem Fels die Burg Brubach. Das mächtige Rittergeschlecht derer von Eppenstein hauste dort oben. Hoch vom Söller flatterte, weithin sichtbar, das Wahrzeichen des uralten Geschlechtes, das Banner mit silbernem Schild und drei roten Sparren. Hinter den düsteren Mauern der Burg blühte zu jener Zeit eine liebliche Blume, das Jungfräulein Elisabeth, die Tochter des Grafen Eberhard von Eppenstein. Viele stolze Ritter warben um die Hand der durch Schönheit berühmten Jungfrau. Sie aber war schon heimlich dem Ritter Siegbert von Lahneck anverlobt.

Kaiser Rudolf hatte an die deutschen Ritter den Aufruf erlassen, mit in den Kampf, gegen den Böhmenkönig Ottokar zu ziehen. Siegbert von Lahneck, der Neffe und Erbe des alten Burggrafen auf Lahneck, war mit seinem jüngeren Vetter dem Rufe gefolgt. Elisabeth war tief unglücklich, doch Ahnenstolz und Opferbereitschaft für Kaiser und Reich ließen sie die Trennung ertragen lernen. Monde verflossen, und vergebens wartete Elisabeth, wie manches Ritterfräulein, auf eine Kunde des Geliebten.

Der greise Burggraf auf Lahneck hatte die Augen geschlossen, und die prächtige Veste harrte des neuen Gebieters. Da erzählte man sich im Jahre 1278, dass die Schlacht auf dem Marchfelde siegreich geschlagen sei, in welcher mancher Ritter sein Leben lassen musste. Von Siegbert von Lahneck wusste doch keiner der Ritter und Boten etwas zu berichten.

Der Herbst hatte bereits die Landschaft des Rheins in ein farbenprächtiges Bild umgewandelt, als eines Tages ein junger Ritter an die Tore Lahnecks pochte. Die Kleidung des schlanken, in wilder Schönheit strahlenden Edelmannes ließ ihn als Paladin des Kaisers erkennen. Er gab sich als den Grafen Rochus von Andechs, den jungen Vetter Siegberts von Lahneck, zu erkennen. Er brachte die Kunde vom Tode Siegberts, an dessen Seite er auf dem Marchfelde gekämpft hatte, und dass er nun als zweiter Erbe das Recht auf Lahneck habe. Der Vogt begrüßte den Grafen als seinen neuen Herrn und Gebieter. Auch auf die Burg Brubach wurde die Nachricht getragen. Entsetzt und aufs tiefste erschüttert nahm sie Elisabeth auf. Niemand vermochte die tiefgebeugte Jungfrau aufzurichten. Da kam, kurz vor dem Christfeste, ein junger Mönch vom Kloster Bornhofen hinauf zur Burg gepilgert. Graf Eberhard hatte die heiligen Brüder um einen Schlossgeistlichen gebeten, und diese hatten nun Bruder Markus so hieß er zu Ehren seines Schutzpatrons des großen Evangelisten, entsandt. Die ärmliche Kutte vermochte nicht des Paters ritterliche Herkunft zu verbergen. In seinen Augen loderte heiliges Feuer, als er der unglücklichen Elisabeth ansichtig ward, und ein fester Vorsatz ihr zu helfen, wurde in ihm wach. Mit großem Ernst erfüllte er seine Aufgabe. Elisabeth bewunderte ihn, den Geistlichen und Gelehrten aufrichtig. So manch lehrreich Gespräch entspann sich zwischen ihnen, und allmählich überwand die Jungfrau ihren Schmerz. Markus wurde indes von einer mächtigen Liebe zu ihr ergriffen. Nächtelang kämpfte und rang er mit dem Dämon in seinem Herzen. Da meldete sich eines Tages Rochus von Andechs beim Grafen. Mit einem kleinen, aber prächtigen Gefolge kam er von Lahneck herübergeritten. Graf Eberhard und Elisabeth begrüßten den wackeren Ritter herzlich. Rochus war wie geblendet von des Burgfräuleins Schönheit und gleichfalls Elisabeth von der des jungen Ritters, der mit Siegbert verglichen, viel gewandter und stolzer war. Von nun an weilte er oft auf der Burg und wusste Elisabeth gänzlich zu umgarnen und zu bezaubern. Bald hielt er, der vielbegehrte Graf von Andechs, für den viele Frauenherzen stürmisch schlugen, um die Jungfrau an. Nach einigem Zögern sagte sie ja. Der Eppensteiner war hoch erfreut und ließ das Hochzeitsfest herrichten. Alle, die die Jungfrau gern hatten, jubelten über ihren Entschluss, nur Markus war tief beunruhigt, denn er empfand einen heftigen Widerwillen gegen den Ritter. Auch Rochus schien den Mönch zu hassen, und oftmals standen sie sich feindselig gegenüber. Das junge Paar war recht glücklich. Die Jungfrau versicherte, ihrem zukünftigen Gemahl mit Leib und Seele angehören zu wollen. Inzwischen war in der Burg eine kleine Kapelle hergerichtet worden. Die Trauung Elisabeths sollte die erste heilige Handlung in ihr sein. Mit Glanz und Prunk sollte die Hochzeit gefeiert werden, und unter eifrigen Vorbereitungen nahte der Tag heran. In fast unheimlicher Schönheit und Pracht ritt Rochus am Vorabend des Hochzeitstages mit der Gästeschar in den Schlosshof ein Lauter Jubel, Festfreude und Tanz hallten an den Mauern der Veste wider. Festsäle und Gemächer schwammen im Lichtermeer. Nur droben im Kaiser-Heinrichs-Turm, in dem kleinen Raum, wo einst der gehetzte Kaiser Heinrich Zuflucht vor seinem Sohne suchte, war's still und einsam. Das Mondlicht flutete durch das kleine Fenster und beleuchtete das Gesicht eines jungen Menschen, der kniend vor einem Gebetschemel lag. Pater Markus war's, der in verzweifeltem Ringen seinen Schutzheiligen anflehte. Morgen sollte er Elisabeth dem ihm verhassten Ritter anvermählen.

Vom Martinskirchlein schallten zwölf silberhelle Glockenschläge herauf. Da ward das Gemach plötzlich von überirdischem Glanze erfüllt, und der heilige Markus selbst stand vor dem Mönche. Er gab ihm ein kleines schlichtes Kreuz und sprach: „Markus, beschwöre du hiermit den Bösen. Rochus von Andechs ist niemand anderes als der Leibhaftige selbst." Dann war er verschwunden. Der Pater aber wachte betend bis zum Morgen. Wieder erschallte Jubel, und strahlend, als die liebliche Braut, schritt Elisabeth an der Seite des Bräutigams, gefolgt von der Gäste Schar, zur Kapelle. Da aber, kurz vor der heiligen Stätte, trat ihnen hochgereckt und entschlossen Markus in den Weg. Aus seinem Gewande riss er das Kreuz und streckte es Rochus entgegen. Mit einem Schrei stürzte dieser hin. Der Boden spaltete sich, und der Ritter Rochus verschwand in die Tiefe. Die Jungfrau wollte er mit sich reißen. Markus aber erfasste sie im letzten Augenblick. Entsetzt und erzürnt fielen die Gäste über Elisabeth und den Grafen her, um die Teufelsdiener zu töten. Da flutete aus der Kapelle jener überirdische Glanz. Mit einem feurigen Schwert in der Rechten trat der heilige Markus über die Schwelle. Schützend hielt er es über den Grafen, die Jungfrau und den Mönch. Voll Ergriffenheit kniete die Schar der Ritter, Knappen, Frauen und Mägde nieder. Der Heilige war verschwunden. Markus betrat die Kapelle und weihte sie dem Beschützer und Retter derer von Eppenstein, dem heiligen Evangelisten Markus. Graf Eberhard aber gab der Burg Brubach den Namen Markusburg. Im Volksmunde wurde sie seitdem die Marksburg genannt.

Elisabeth, von der Begebenheit niedergeschmettert, trat in das Kloster Marienberg zu Boppard ein. Sie wurde eine dem Herrn treu ergebene Nonne.

Es war bereits ein Jahr verflossen, dass der Schleier sich über Elisabeth gesenkt hatte, da kam frohgemut ein Ritter rheinaufwärts geritten. Es war Siegbert von Lahneck, der nach langem Krankenlager in Feindesland nach jener Schlacht auf dem Marchfelde heimzog. Droben, am schwindelnden Abhange, oberhalb Koblenz stand eine Burg seines Vaters, hierhin lenkte er zuerst seine Schritte. Bald würde er den trauten Sitz mit dem schöneren Lahneck vertauschen. Er würde dort jubelnd begrüßt als Herr einziehen, Elisabeth von Eppenstein als sein Gemahl zur Seite. So träumte der Ritter, als sein Pferd den steilen Pfad zur Burg hinaufkeuchte Verwundert hieß ihn der alte Vogt willkommen. Als Siegbert nach Elisabeth fragte, schwieg er. Dann aber, nach langem Drängen seines jungen Herrn, erzählte er alles, was sich begeben hatte. Schweigend verließ Siegbert darauf das Gemach.

Dämmerung hatte sich über das Rheintal gebreitet. In der Ferne stand der Mond über dem waldigen Gebirge. Drunten gleißte der Rhein im Mondlicht. Auf den Burgen und in den Städten glomm Lichtlein für Lichtlein auf und grüßten zu dem einsamen und verzweifelten Ritter auf den Felsenabhängen herüber.

Am nächsten Morgen fanden Bauern, die zur Stadt fuhren, den Ritter Siegbert von Lahneck tot am Fuße der Felswand liegen. Jener Berg, von dem der Ritter hinabstürzte, trägt seit jener Zeit den Namen „Rittersturz".

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